Bistum Aachen
.#
Konzept für Schulabgängerseminare der Kirchlichen Jugendarbeit im Bistum Aachen zur Lebens-, Arbeits- und Berufsorientierung
Vom 1. März 2025
####1. Grundlagen
Schulabgängerseminare sind jugendpastorale Angebote der schulbezogenen Kirchlichen Jugendarbeit, die sich primär an Jugendliche von Förder-, Haupt-, Sekundar-, Real- und Gesamtschulen sowie Berufsvorbereitungs- und Berufsförderkursen richten. Sie leisten einen Beitrag zur persönlichkeitsbezogenen, sozialen, politischen und religiösen Bildung junger Menschen und erfüllen eine diakonische und missionarische Funktion. Die inhaltlichen Grundlagen und aktuellen Herausforderungen für das gesamte Feld der Kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit sind in der „Rahmenordnung Kirchliche Kinder- & Jugendarbeit im Bistum Aachen“, die für das Handlungsfeld Schule in dem „Rahmenkonzept zur schulbezogenen Kirchlichen Jugendarbeit im Bistum Aachen“ in jeweils gültiger Fassung beschrieben. An den dort benannten Grundhaltungen und Gestaltungsprinzipien orientieren sich die Mitarbeitenden der Schulabgängerseminare.
#2. Lebenssituation Jugendlicher
Die Lebenssituation Jugendlicher wird durch individuelle Faktoren, aber auch in hohem Maße durch gesellschaftspolitische Kontexte beeinflusst. Um den jungen Menschen Hilfen zum Leben und Glauben zu erschließen, setzen die Schulabgängerseminare an der konkreten Situation der Jugendlichen an.
Die Jugendlichen befinden sich in einer Phase, die von vielfältigen Umbruch- und Entscheidungssituationen gekennzeichnet ist. Dies sind insbesondere:
- die Identitätssuche im Übergang von der Pubertät zur Adoleszenz,
- die Loslösung von der Familie,
- die berufliche und/oder schulische Orientierung sowie
- die Suche nach Wert- und Sinnorientierung.
Im Vordergrund von Schulabgängerseminaren stehen hierbei die Zukunftsfragen der Jugendlichen im Übergang von der Schule zum Beruf. Gemeinsam mit den Jugendlichen sollen praktikable Wege und Möglichkeiten zur Beteiligung am gesellschaftlichen Leben gefunden werden. Grundlage hierfür sind die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten der Jugendlichen.
#3. Ziele von Schulabgängerseminaren
Schulabgängerseminare ermöglichen es Jugendlichen, sich mit Fragen der eigenen Lebensorientierung und Sinnsuche auseinanderzusetzen und sie zum Ausdruck zu bringen. Unter anderen Bedingungen als im Unterricht, frei von Leistungskontrolle, Notengebung und Zeitdruck, besteht die Möglichkeit eines weitgehend offenen Nachdenkens über persönliche Fragen. Die Jugendlichen erfahren Hilfe, sich den Wert von Gemeinschaft und personaler Bindung zu erschließen und erhalten die Möglichkeit, sich selbst als wertvoll zu erfahren und ihr Selbstbewusstsein weiterzuentwickeln.
Schulabgängerseminare zielen darauf ab:
- den Jugendlichen realistische Perspektiven für den persönlichen Lebensweg zu eröffnen,
- Fähigkeiten und Fertigkeiten in Bezug auf die eigene Lebensplanung und eine wirklichkeitsnahe Berufswahl zu vermitteln,
- eine realistische Selbsteinschätzung herbeizuführen,
- die personalen und sozialen Kompetenzen der Jugendlichen zu stärken und weiterzuentwickeln,
- die Jugendlichen zu stärken, Verantwortung für sich selbst und ihre Mitmenschen zu übernehmen,
- die Gemeinschafts- und Teamfähigkeit durch soziales Lernen zu stärken,
- die Jugendlichen zur Reflexion ihrer eigenen Wertorientierung anzuregen,
- ein demokratisches Miteinander u. a. durch Partizipation erfahrbar zu machen,
- Raum zu geben für Migrationsthemen und interkulturelles Lernen,
- sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Klimakrise, Kriege, Digitalisierung und Einsamkeit auseinanderzusetzen und individuelle Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten,
- sich mit Fragen nach Sinn, Spiritualität und Glauben zu beschäftigen.
4. Arbeitsansatz
Teilnehmendenzentrierter Ansatz
Aufgabe der Mitarbeitenden bei Schulabgängerseminaren ist es, bei der Umsetzung der Ziele und Inhalte die Fragen, Probleme und Interessen der Jugendlichen zu berücksichtigen. Sie orientieren sich damit an den teilnehmenden Personen und ihren Lebensbedingungen und setzen an den Fähigkeiten, Stärken und Interessen der Jugendlichen an. Die Freiwilligkeit der Teilnahme und Beteiligung an den Arbeitseinheiten ist dabei Voraussetzung.
Aufgabe der Mitarbeitenden bei Schulabgängerseminaren ist es, bei der Umsetzung der Ziele und Inhalte die Fragen, Probleme und Interessen der Jugendlichen zu berücksichtigen. Sie orientieren sich damit an den teilnehmenden Personen und ihren Lebensbedingungen und setzen an den Fähigkeiten, Stärken und Interessen der Jugendlichen an. Die Freiwilligkeit der Teilnahme und Beteiligung an den Arbeitseinheiten ist dabei Voraussetzung.
Entsprechend den Besonderheiten der jeweiligen Gruppe sind die Konzepte nach Inhalten und Vorgehensweisen zu modifizieren.
Ganzheitlicher Ansatz
In den Schulabgängerseminaren sollen die Jugendlichen auf ganzheitliche Weise angesprochen werden. So sind die emotionale, die kognitive und die spirituelle Dimension zu berücksichtigen. Die Selbsterfahrung, zwischenmenschliche Begegnungen und die Kommunikation nehmen eine zentrale Stelle ein. Die Jugendlichen sollen die Mitarbeitenden der Kirchlichen Jugendarbeit als personales Angebot erleben. Sie erfahren ein Grundprinzip der Kirchlichen Jugendarbeit, nämlich die Möglichkeit, sich mit ihren Wünschen und Ideen aktiv an der Gestaltung der Schulabgängerseminare zu beteiligen. Neben den Arbeitseinheiten im Schulabgängerseminar stellt die Freizeitgestaltung einen wichtigen Erlebnis-, Erfahrungs- und Lernraum dar.
In den Schulabgängerseminaren sollen die Jugendlichen auf ganzheitliche Weise angesprochen werden. So sind die emotionale, die kognitive und die spirituelle Dimension zu berücksichtigen. Die Selbsterfahrung, zwischenmenschliche Begegnungen und die Kommunikation nehmen eine zentrale Stelle ein. Die Jugendlichen sollen die Mitarbeitenden der Kirchlichen Jugendarbeit als personales Angebot erleben. Sie erfahren ein Grundprinzip der Kirchlichen Jugendarbeit, nämlich die Möglichkeit, sich mit ihren Wünschen und Ideen aktiv an der Gestaltung der Schulabgängerseminare zu beteiligen. Neben den Arbeitseinheiten im Schulabgängerseminar stellt die Freizeitgestaltung einen wichtigen Erlebnis-, Erfahrungs- und Lernraum dar.
Christliche Gemeinschaft erfahrbar machen
Das Zusammenleben auf christlicher Grundlage soll erfahrbar werden. In den Mitarbeitenden der Kirchlichen Jugendarbeit begegnen ihnen Menschen, für die das Evangelium ein tragendes Fundament ihres Lebens ist. Dies geschieht im Respekt vor Andersgläubigen und berücksichtigt die Glaubens- und Verständnisbedingungen der Jugendlichen. Es sind angemessene Formen der Zusammenarbeit, des Zusammenlebens und des Miteinander-Feierns zu erproben.
Das Zusammenleben auf christlicher Grundlage soll erfahrbar werden. In den Mitarbeitenden der Kirchlichen Jugendarbeit begegnen ihnen Menschen, für die das Evangelium ein tragendes Fundament ihres Lebens ist. Dies geschieht im Respekt vor Andersgläubigen und berücksichtigt die Glaubens- und Verständnisbedingungen der Jugendlichen. Es sind angemessene Formen der Zusammenarbeit, des Zusammenlebens und des Miteinander-Feierns zu erproben.
Methodenvielfalt
Der Zielsetzung und dem Arbeitsansatz der Schulabgängerseminare entspricht die Anwendung einer Vielfalt von möglichen Methoden aus der außerschulischen Bildungsarbeit: soziale Gruppenarbeit, Methoden der Medien-, Spiel-, Erlebnis- und Kulturpädagogik, musisch-kreative Betätigung, Planspiele, Übungen und verschiedene Formen der Freizeitgestaltung, Exkursionen usw.
Der Zielsetzung und dem Arbeitsansatz der Schulabgängerseminare entspricht die Anwendung einer Vielfalt von möglichen Methoden aus der außerschulischen Bildungsarbeit: soziale Gruppenarbeit, Methoden der Medien-, Spiel-, Erlebnis- und Kulturpädagogik, musisch-kreative Betätigung, Planspiele, Übungen und verschiedene Formen der Freizeitgestaltung, Exkursionen usw.
Vielseitige Arbeitsformen
Gearbeitet wird bei den Schulabgängerseminaren in unterschiedlichen Formen, wie z. B. Großgruppen, Kleingruppen, geschlechtshomogenen Gruppen, Einzelarbeit.
Gearbeitet wird bei den Schulabgängerseminaren in unterschiedlichen Formen, wie z. B. Großgruppen, Kleingruppen, geschlechtshomogenen Gruppen, Einzelarbeit.
Lebensweltorientierte Nacharbeit
Die Schulabgängerseminare stehen im Kontext Kirchlicher Jugendarbeit. Über das Schulabgängerseminar hinaus soll nach Möglichkeit eine Verbindung zwischen den Jugendlichen, ihren Schulen und der Kirchlichen Jugendarbeit (den Jugendverbänden, den Offenen Jugendeinrichtungen, den Angeboten in den pastoralen Räumen) hergestellt werden. Damit eine gute Nacharbeit gelingen kann, sollen möglichst Personen aus dem Lebensraum der Jugendlichen im Schulabgängerseminar mitarbeiten und die Nacharbeit in die Lebenswelt der Jugendlichen (mit-)tragen.
#Die Schulabgängerseminare stehen im Kontext Kirchlicher Jugendarbeit. Über das Schulabgängerseminar hinaus soll nach Möglichkeit eine Verbindung zwischen den Jugendlichen, ihren Schulen und der Kirchlichen Jugendarbeit (den Jugendverbänden, den Offenen Jugendeinrichtungen, den Angeboten in den pastoralen Räumen) hergestellt werden. Damit eine gute Nacharbeit gelingen kann, sollen möglichst Personen aus dem Lebensraum der Jugendlichen im Schulabgängerseminar mitarbeiten und die Nacharbeit in die Lebenswelt der Jugendlichen (mit-)tragen.
5. Rahmenbedingungen
Die Schulabgängerseminare wenden sich an Jugendliche frühestens ab Klasse 8, schwerpunktmäßig ab Klasse 9, unabhängig von deren Religions- und Konfessionszugehörigkeit. Ausnahmen bzgl. der Klassenstufen, besonders bei Förderschulen, sind in Absprache mit den Referent/-innen der Kirchlichen Jugendarbeit in den Regionen möglich.
Die Schulabgängerseminare werden als mehrtägige Internatsveranstaltungen mit einer Dauer von mindestens drei, maximal fünf Tagen durchgeführt. Der ganzheitliche Ansatz kann optimal in einem Zeitraum von fünf Tagen umgesetzt werden. Das Seminarprogramm umfasst durchschnittlich fünf Zeitstunden täglich.
Im Hinblick auf die Zielerreichung und die Umsetzung des Arbeitsansatzes dürfen die Schulabgängerseminare nur in begründeten Ausnahmefällen ohne Übernachtung durchgeführt werden. Sie finden immer außerhalb schulischer Gebäude, in der Regel in Beleghäusern im Bistum Aachen, statt.
Schulrechtlich werden die Seminare als Schulveranstaltungen durchgeführt. Damit liegt die Aufsichtspflicht bei den begleitenden Lehrpersonen, die während des Seminars dort übernachten. Von der Schule ist dabei auf paritätische Besetzung zu achten.
Die Absicherung der Schulabgängerseminare im Rahmen des jeweiligen Schulprogramms bietet eine hilfreiche Grundlage. Die Benennung einer Kontaktperson für dieses regelmäßige Angebot ist sinnvoll.
#6. Trägerschaft
Die Trägerschaft für die Schulabgängerseminare übernehmen das Bistum Aachen oder die katholischen Jugendverbände im Bistum Aachen.
- Die Durchführung der Schulabgängerseminare in Trägerschaft des Bistums Aachen liegt in der Verantwortung der Regionen. Verantwortlich für die Konkretisierung des Konzeptes und die Durchführung der Maßnahmen sind die Referent/-innen für Kirchliche Jugendarbeit in den Regionen. Die Verantwortung für die fachliche Qualitätssicherung der Maßnahmen liegt ebenfalls bei ihnen.
- Bei Schulabgängerseminaren in Trägerschaft der katholischen Jugendverbände liegt die Verantwortung beim jeweiligen Jugendverband.
- Eine Förderung durch das Bistum setzt voraus, dass in den jeweiligen Seminarprogrammen der Regionen und der katholischen Jugendverbände dieses Konzept Anwendung findet.
- Die Abteilung „Bildung und Seelsorge mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ im Bischöflichen Generalvikariat trägt Sorge für die Qualitätssicherung dieses Konzeptes und ist verantwortlich für die Fortschreibung.
Die Schulabgängerseminare kommen durch eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Träger der Schulabgängerseminare und der Schule zustande. In dieser wird auch die Höhe des Teilnehmendenbeitrages festgelegt. Vertragspartner sind eine autorisierte Person des Trägers und die Schulleitung.
#7. Seminarleitung
Die Leitung des Schulabgängerseminars ist verantwortlich für die inhaltliche Durchführung, wobei diese Verantwortung hierfür auch im Team wahrgenommen werden kann.
Die Leitung von Schulabgängerseminaren können folgende Personen übernehmen:
- Der/die Referent/-in für Kirchliche Jugendarbeit im Büro der Regionen oder der/die regionale Jugendseelsorger/-in,
- Jugendbeauftragte,
- hauptberufliche pädagogische Mitarbeitende von Einrichtungen der Kirchlichen Jugendarbeit,
- hauptberufliche pädagogische Mitarbeitende der Jugendverbände,
- Mitarbeitende im pastoralen Dienst,
- entsprechend qualifizierte und erfahrene freie Mitarbeitende auf Honorarbasis (nach Feststellung durch die/den jeweilige/n Referent/-in für Kirchliche Jugendarbeit im Büro der Regionen bzw. der Leitung des Jugendverbandes).
Neben den zuvor genannten Personengruppen können als Mitarbeitende in den Seminaren folgende Personen tätig sein:
- sonstige Fachkräfte der Jugend- und Erwachsenenbildung,
- Studierende der Fachrichtungen Soziale Arbeit, Pädagogik, Religionspädagogik und Theologie,
- erfahrene ehrenamtliche Mitarbeitende in der Kirchlichen Jugendarbeit und
- Schulsozialarbeiter/-innen.
In der Regel wird für je angefangene acht Jugendliche eine Mitarbeiterin/ ein Mitarbeiter einschließlich Leitung eingesetzt, bei Förderschulen je angefangene fünf Jugendliche.
Alle Mitarbeitenden sind als personales Angebot während des Schulabgängerseminars, d. h. sowohl in den Arbeitseinheiten als auch im Freizeitbereich, anwesend und ansprechbar, sofern sie nicht als Referent/-innen nur für einzelne Themenblöcke tätig sind.
Die jeweiligen Träger der Schulabgängerseminare ermöglichen einen Erfahrungsaustausch der mitarbeitenden Personen, die gemeinsame Weiterentwicklung von Handlungsansätzen und Methoden.
#Die jeweiligen Träger der Schulabgängerseminare ermöglichen einen Erfahrungsaustausch der mitarbeitenden Personen, die gemeinsame Weiterentwicklung von Handlungsansätzen und Methoden.
8. Kooperation zwischen Mitarbeitenden von Schulabgängerseminaren und Lehrpersonen
Die Zusammenarbeit mit den begleitenden Lehrpersonen, ihre Rolle, Verantwortung und Aufgaben werden vor dem Schulabgängerseminar in einem partnerschaftlichen Kontraktgespräch durch die Leitung des Schulabgängerseminars präzise abgestimmt und geklärt. Die Schulabgängerseminare werden mit den entsprechenden Lehrpersonen sowie den Teilnehmenden bei einem vorher stattfindenden Schulbesuch möglichst partizipativ vorbereitet.
Für das Gelingen der Schulabgängerseminare ist die Kooperation zwischen Mitarbeitenden und Lehrpersonen wesentlich. Die begleitenden Lehrpersonen sind für die Jugendlichen wichtige Bezugs- und Gesprächspersonen und übernehmen die Aufsichtspflicht. Die thematische Verantwortung und Gestaltung liegt bei der Leitung und den Mitarbeitenden. Regelmäßige Gespräche zwischen den begleitenden Lehrpersonen und den Mitarbeitenden während der Schulabgängerseminare ermöglichen einen Einblick in die inhaltliche Arbeit und den Gruppenprozess.
Herausfordernde Situationen werden gemeinsam zwischen den begleitenden Lehrpersonen, der Leitung und den Mitarbeitenden besprochen und das weitere Vorgehen und entsprechende Maßnahmen gemeinsam abgestimmt. Herausfordernde Situationen können u. a. sein:
- wesentliche Änderungen des geplanten Verlaufs,
- disziplinarische Maßnahmen,
- besondere pädagogische Maßnahmen gegenüber Jugendlichen.
Dieses „Konzept für Schulabgängerseminare der Kirchlichen Jugendarbeit im Bistum Aachen zur Lebens-, Arbeits- und Berufsorientierung“ tritt zum 1. Januar 2025 in Kraft und ersetzt die Fassung vom 6. September 2016 (KA 2016, Nr. 142). Spätestens nach drei Jahren erfolgt eine inhaltliche Überprüfung.